26.02.2007
Der Tag, an dem Herr Weimar starb
Geschichtsunterricht der besonderen Art am Gymnasium Ziehenschule.
Das Buch „Als Herr Weimar starb“ von Martin Zeher unterscheidet sich von Büchern wie dem „Tagebuch der Anne Frank“ oder „Damals war es Friedrich“. Einer der wesentlichsten Punkte ist: „Das Buch endet nicht ganz so traurig und nicht ganz so hoffnungslos, wie die anderen bekannten Bücher über die nationalsozialistische Zeit.“ Das verrät Martin Zehrer den Siebtklässlern gleich zu Beginn der Lesung aus seinem Erstlingswerk.
„Hauptdarsteller David überlebt die Verfolgung.“ Und auch das Ehepaar, das die vierköpfige jüdische Familie von 1939 bis 1945 in einer geheimen Kammer in ihrem Haus verstecke, überstehe die Zeit weitgehend unversehrt. Aus diesem versöhnlichen Ende heraus sei überhaupt erst die Idee zu dem Buch entstanden, verrät der Autor. „Mit 13 Jahren hat mir meine ältere Schwester das Tagebuch der Anne Frank gegeben.“ Verschlungen habe er die Lektüre.
Damals sei der Wunsch entstanden, ein Buch zu schreiben, das eine ähnliche Geschichte erzähle, in der aber die Zivilcourage zum Schluss belohnt werde. „Wie sonst könnte denn Kindern Zivilcourage vermittelt werden, wenn nicht irgendwie auch klar gemacht wird, dass ein mutiges Verhalten die Dinge wirklich zum besseren wenden kann?“ Im Gegensatz zum „Tagebuch der Anne Frank“ erzählt Zehrer in seinem Buch eine fiktive Geschichte aus der Perspektive eines jüdischen Jungen, der 1933 von seinem sechsten Lebensjahr an die gesellschaftlichen Veränderungen in seiner Heimatstadt Regensburg am eigenen Leib zu spüren bekommt und schließlich seine Pubertät auf engstem Raum im Versteck bewältigen muss. „Im Alter von elf Jahren verschwindet David im Versteck und kann es erst mit 18 wieder verlassen.“
Der sechste Geburtstag des Jungen am 25. März 1933 kommt zwei Tage nach Verabschiedung des „Gesetzes zur Behebung der Not von Volk und Reich“, besser bekannt als „Ermächtigungsgesetz“, durch den Berliner Reichstag. Für Davids Geburtstag hat dann einfach niemand mehr Zeit. Der Junge ist gekränkt. Am Abend hört er seine Eltern mit Verwandten diskutieren. Da fällt der Spruch: „Damit ist Weimar gestorben“. David fragt, wer denn Herr Weimar gewesen sei. Ein Missverständnis, das aufgeklärt wird.
„Der Text ist mit Fußnoten versehen, die im Anhang eine Erklärung finden.“ Dort seien die Ereignisse dokumentiert, so dass die Neugierigen sich über den tatsächlichen Gang der Geschichte informieren können. „Ich wollte die Erklärungen nicht im Text stehen haben.“
Die Schüler der Ziehenschule nehmen dieses Angebot an, verhalten sich mucksmäuschenstill während der Lesung. Immerhin gehören sie zu den Privilegierten, die in den Genuss einer Autorenlesung kommen. „Nachdem ich das Buch in Neuseeland fertig geschrieben hatte, habe ich mehrere Schulen angeschrieben und gefragt, ob Interesse an einer Lesung bestehe“, sagt der Autor, der nach zweijährigem Aufenthalt in der Ferne bald als Chemie- und Biolehrer in den Schuldienst zurückkehren wird. Die Nachfrage sei dann so groß gewesen, dass er leider einigen Schulen hätte absagen müssen. (kim)
Das Buch „Als Herr Weimar starb“ von Martin Zehrer ist im „Auer Verlag“ erschienen und kostet 4,99 Euro.

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