06.08.2007
Wofür der 9er sein Geld ausgibt
Erstmals darf der Ortsbeirat ein Budget von 48 000 Euro selbst verwalten.
Der Ortsbezirk 9 soll schöner werden, da sind sich die Mitglieder des Ortsbeirats einig. 48. 000 Euro, also fast den gesamten Etat, den sie in diesem Jahr erstmals selbst verwalten dürfen, wollen sie in die Verschönerung des Ginnheimer Kirchplatzes, die Graffiti-Prävention und einen neuen Schaukasten stecken. Dies beschloss das Gremium noch vor der Sommerpause einstimmig.
Bereits im Jahr 2001 hatte sich das Stadtteilgremium dafür stark gemacht, die Mitte des Ginnheimer Kirchplatzes mit einem Bodenrelief zu schmücken. Das Projekt scheiterte am Geld, weil sich die Stadt nicht in der Lage sah, die benötigten Mittel zur Verfügung zu stellen. „Nun soll der Entwurf der Ginnheimer Künstlerin Annette Dietrich kommen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Nils Kößler. Die alten Pläne sehen im Zentrum des Reliefs das Ginnheimer Wappen vor. Rund herum sollen Szenen aus der Ginnheimer Geschichte in Stein gehauen werden. Vorkommen sollen etwa die Ginnheimer Weed, die alte Mühle und die Schafzucht.17. 500 Euro will das Gremium für Anfertigung und Aufstellung der Plastik investieren.
Beim Geldsparen helfen soll künftig ein Projekt zur Prävention von Graffitis. Damit Jugendliche nachts nicht mehr Häuserwände besprühen, will der Ortsbeirat an der Eschersheimer Landstraße einen so genannten Graffiti-Würfel installieren. „Dieses Projekt war bereits in Oberursel erfolgreich und hat den Deutschen Förderpreis zur Kriminalprävention erhalten“, berichtet Kößler. Bei dem Objekt handelt es sich um einen Kubus aus Leinwänden und Betonplatten, die beliebig oft ausgetauscht werden können. „So entsteht eine legale, unendlich oft besprühbare Fläche für Graffiti-Künstler“, erklärt der Erfinder Hendrik Docken, Künstler aus Oberursel. In seiner Heimatstadt habe das zur Halbierung illegaler Graffitis im Stadtbild geführt, heißt es auf der Internet-Seite des Oberurselers.
Doch auch auf dem Würfel darf nicht einfach herumgeschmiert werden. Jeder Künstler muss gewisse Spielregeln einhalten. So sind so genannte Tags, also Schriftzüge der Sparyer, unerwünscht. Jedes Bild bleibt auf dem Würfel für mindestens drei Tage erhalten. Interessierte können sich auch Flächen reservieren und ihre Bilder nach Fertigstellung vermarkten.
Der Würfel spannt sich um einen mit Kettensäge, Hammer und Meißel bearbeiteten Baumstamm. Wer sich mit seiner Bildkunst besonders hervor tut, hat anschließend die Möglichkeit beim „Schnitzing“ mitzuwirken. Dazu werden Graffiti-Schriftzüge dreidimensional in das Holz gemeißelt. Der Würfel wird den Ortsbeirat voraussichtlich 25. 000 Euro kosten.
Kunst, aber vor allem Geschichte, stehen im Mittelpunkt des dritten Projekts, das sich das Gremium zum Ziel gesetzt hat. In einem Schaukasten vor dem Haus Dornbusch sollen sich Bürger künftig über die Aktion „Stolpersteine“ in ihrem Stadtteil informieren können. Die goldenen, im Pflaster eingelassenen Gedenksteine erinnern an jüdische Opfer des Dritten Reiches und wurden in der ganzen Stadt verlegt. Im Info-Kasten könnte ein Lageplan den Weg zu den verschiedenen Stolpersteinen im Stadtteil weisen und Auskunft über das Schicksal der einstigen Nachbarn geben. 2500 Euro will sich der Ortsbeirat den Schaukasten kosten lassen. Die verbleibenden 500 Euro aus dem Ortsbeirats-Budget sollen in den Haushalt 2008 überstellt werden. (kan)

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