06.09.2007
Wir schnitzen für die Kultur
Obwohl beim „Schulkünstler“-Projekt der Peter-Petersen-Schule erst Halbzeit ist, gibt es schon einiges zu sehen.
Zusammen mit einem erfahrenen Bildhauer arbeiten die Kinder seit Oktober vergangenen Jahres an einem „Kulturpfad“. Dessen Zentrum bildet die „Bibliothek von Alexandria“, ein Kreis von Eichenstämmen.
Jeden Mittwochnachmittag treffen sich bis zu 43 Schüler in der neu renovierten Künstlerwerkstatt der Schule. Dort schnitzen sie an einem Dutzend Baumstämmen. Doch bevor es ans Schnitzen geht, muss viel Vorarbeit geleistet werden. „Zuerst wird mit Schäleisen jeder Quadratzentimeter Rinde entfernt“, erläuterte Bernhard Becker, stellvertretender Schulleiter, bei der Präsentation des Projekts, das ursprünglich nur auf ein Jahr ausgelegt war. Danach übertragen die Schüler Motive aus den verschiedenen Unterrichtsfächern auf die Stämme, die sie mit Werkzeugen ausschnitzen und im Anschluss bemalen.
Dabei hilft ihnen der Bildhauer Eberhard F. Gutberlet, dessen Werke viele aus der U-Bahn-Station am Römer kennen dürften: „Die Kinder bekommen erstmal ein Sicherheitstraining. Das sind ja scharfe Profiwerkzeuge.“ Dann geht es an den Übungsstamm. „Erst, wenn ich sehe, dass die Schüler sicher genug sind, dürfen sie an den Stämme für das Projekt arbeiten.“ Besonders wichtig sei ihm, dass sich bei den Kindern Sozialkompetenz entwickle. „Die Größeren helfen den Kleinen.“
Den Kindern macht die Arbeit sichtlich Spaß. „Sonst wäre auch niemand hier“, meinte Felix (15). „Wir haben auch schon richtige Talente entdeckt, wie den zwölfjährigen Sonay.“ Dieser ließ sich beim Arbeiten über die Schulter blicken. Auf die Frage, ob er mal Bildhauer werden wolle, antwortet er mit „vielleicht“.
Jona bedauert, dass er nur noch selten in die Werkstatt kommen kann. „Dann gebe ich den anderen Ratschläge“, sagte der 13-Jährige. „Bei vielen Kindern sinkt aber das Interesse am Bildhauerberuf, wenn sie erfahren, wie viel man damit verdient“, sagte Gutberlet.
Sind die Stämme fertig, müssen sie ins Freie gebracht werden. Und das ist, bei einem Gewicht von bis zu 600 Kilogramm pro Stamm, keine Leichtigkeit. Dann ist Physiklehrer Uli Strempel gefragt. „Mit einfachen Maschinen wie Flaschenzug, Hebeln und einer schiefen Ebene schaffen wir gemeinsam die Stämme nach draußen.“ Dadurch werde die Physik sinnlich erfahrbar. „Außerdem schweißt es die Gruppe zusammen.“
Auch die Grundschüler wurden in das Projekt einbezogen. Sie töpferten und bemalten ein Tonmodell der großen Bibliothek. „Das dauerte ein halbes Jahr“, sagte Lehrerin Kerstin-Maria Thies.
Unterstützt wird die Aktion von der 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse, die noch drei weitere Schulkünstler finanziert, und durch das Grünflächenamt. (law)

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