26.11.2007
Vor Helau und Narrenspaß nimmt der Schneider schnell noch Maß
Die Vorbereitungen auf die heiße Phase der närrischen Kampagne laufen auf Hochtouren.
Derzeit werden für das frisch gebackene Prinzenpaar die Kostüme genäht. Doch zuvor mussten Olli I. und Stephie I. natürlich erst einmal zur Anprobe nach Eschersheim, wo Lydia und Gerhard Jansen ihren Kostümverleih haben.
Zum Maßnehmen durften die Tollitäten die prinzliche Stube im Obergeschoss betreten. Sie ist tapeziert mit Bildern von Prinzenpaaren vergangener Tage, die hier Umhänge, Hosen, Röcke und Korsagen samt reicher Verzierung aussuchten. Stephie I. deutet auf eines der Fotos: „Genau so ein Oberteil will ich haben.“ Die Zahnärztin aus Bockenheim ist nicht nur selbst- sondern auch modebewusst.
Seide, Brokat und Samt garniert mit edlen Goldborten lassen sich die Fastnachter anreichen. Der Fantasie sind nur wenige Grenzen gesetzt. Nur die Stadtfarben Rot und Weiß sind Pflicht. „Wir können ja nicht mit der Tradition brechen“, sagt Stephie. Doch mit ausdrücklicher Erlaubnis des Präsidiums darf die Ausstattung diesmal etwas peppiger sein als in den vergangenen Jahren. Und funktionaler: Die Stoffe sind extrem leicht und halten die Form.
Je nach Zierrat müssen Vereine mit knapp 10 000 Euro kalkulieren. „Unsere Kosten fallen allerdings unter das Betriebsgeheimnis“, erklärt Peter Ruhr, als Hofmarschall Vorsitzender des neu gegründeten Prinzenpaarausschusses. In eigenem Interesse hat er dem prinzlichen Umhang eine Tücke einbauen lassen: Zieht Ruhr am unteren Ende, zieht sich der Kragen des Prinzen so weit zu, dass dieser gerade noch genug Luft hat, einen Satz zu Ende zu sprechen. So kann Ruhr bei einem Auftritt die Begeisterung von Olli Ott zügeln. Denn der Zeitplan der Tollitäten ist straff organisiert: Knapp 200 Veranstaltungen der Vereine sind im Angebot. Und Prinz und Prinzessin wollen so viele davon wie möglich besuchen.
Bis zum 5. Januar, an dem die beiden ihren ersten öffentlichen Auftritt 2008 haben, rattern die Nähmaschinen dafür heiß im Hause Jansen. „Bitte nicht zu viel Samt. Ich will mich ja nicht so dick verhüllen, dass ich mich in meiner eigenen Haut nicht mehr wohlfühle“, bittet Olli I.
Mit Verhüllungen und Verpackungen kennt sich der gelernte Industriekaufmann bestens aus. Seit vier Jahren leitet er gemeinsam mit seiner Schwester die GmbH Ott und Sohn in Obertshausen, wo es von der Geschenkverpackung bis zum Verpackungszubehör alles gibt.
Heiterkeit und Frohsinn brauchen Olli und Stephie nicht zu spielen. Die beiden sind in Fastnachtskreisen als Frohnaturen bereits bestens bekannt. Die Botschaft, für die sie sich in turbulenten Zeiten an die Spitze der närrischen Gemeinde wagen, ist einfach: „Die Fastnacht lebt.“
„Auf der Liste der Vorbereitungen stehen neben der Kleidung auch noch die Orden des prinzlichen Hauses“, erzählt Stephanie. Den großen Auftritt oder das Reden vor Publikum müssen die beiden nicht üben. Auch ihre Hochzeit glich einem öffentlichen Auftritt. Die beiden waren das erste Paar, das sich auf dem Maintower trauen ließ. Lediglich bei einer Frage, ringt Olli mit der Fassung und antwortet erst nach langem Zögern: „Ob ich gern tanze? – Ja und Nein.“ Was das genau heißt, konnten die Fastnachter jüngst beim Ball im Frankfurter Hof sehen: Seiner Stephanie kann er nichts abschlagen. (cwe)

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