06.04.2008
Das Ende eines Tunnels
Der Bau eines Tunnels für die U-Bahn in der Eschersheimer Landstraße ist wahrscheinlich endgültig vom Tisch.
Von Günter Murr
Darauf deutet jedenfalls ein Gutachten hin, das die Stadt dazu in Auftrag gegeben hat und dessen Ergebnis jetzt vorliegt. „Es wird keine Überraschung geben“, sagte Verkehrsdezernent Lutz Sikorski (Grüne) auf Anfrage der FNP. Das heißt, die Gutachter bestätigen offenbar, was Verkehrsexperten im Römer schon immer vermuteten: Der erwartete Nutzen des Tunnels ist zu gering, um Zuschüsse von Bund und Land zu erhalten. Die Stadt müsste die 250 bis 300 Millionen Euro Baukosten für die drei Kilometer lange Röhre zwischen Dornbusch und Heddernheim selbst finanzieren. Politiker der schwarz-grünen Koalition halten dies für unrealistisch. Laut Sikorski werden die Ergebnisse des Gutachtens derzeit im Verkehrsdezernat geprüft und demnächst den Fraktionen des Stadtparlaments präsentiert.
Die oberirdische Stadtbahn-Strecke zwischen Dornbusch und Heddernheim sorgt seit ihrer Eröffnung vor 40 Jahren für Diskussionen. Kritiker beklagen die Gefährdung von Fußgängern sowie die trennende Wirkung der eingezäunten Gleise. Laut einem Bericht des Magistrats gab es seit 1968 insgesamt 124 Unfälle auf der Strecke. Dabei starben 24 Menschen, 44 wurden schwer und 35 leicht verletzt. Allein im vergangenen Jahr waren zwei Todesfälle zu beklagen, darunter ein Suizid. Sikorski ließ daraufhin die Ampeln an den Fußgängerübergängen tiefer hängen. Zudem wurden die Rotlichter vergrößert, um besser vor den herannahenden U-Bahnen zu warnen.
Dennoch mehrten sich im zuständigen Ortsbeirat und bei Anliegern der Strecke die Forderungen nach einem Tunnel. Bereits 2006, nach dem Beschluss der schwarz-grünen Koalition, auf die Röhre zwischen Bockenheim und Ginnheim zu verzichten und auch das Neubaugebiet am Riedberg über die Strecke in der Eschersheimer Landstraße anzubinden, keimten neue Hoffnungen. Auf Initiative der CDU beschloss das Stadtparlament schließlich Anfang 2007, 200 000 Euro für ein neues Gutachten in den städtischen Haushalt einzustellen. Dabei sollte untersucht werden, ob es nicht doch die Aussicht auf Zuschüsse gibt. Allerdings wurde schnell klar, dass die Kapazität einer unterirdischen Strecke nicht größer wäre als heute. Das aktuelle Gutachten hat nach Informationen der FNP zudem ergeben, dass die U-Bahnen zwischen Dornbusch und Heddernheim im Tunnel weniger als zwei Minuten Zeit gewinnen würden.
Derartige Fakten sind entscheidend für die Frage, ob es für den Tunnel Zuschüsse von Bund und Land gibt. Sie fließen ein in die Nutzen-Kosten-Untersuchung, die nach einem standardisierten Verfahren erstellt werden muss. Nur wenn der volkswirtschaftliche Nutzen die Kosten übersteigt, gilt ein Projekt als förderwürdig. Davon ist der Tunnel in der Eschersheimer Landstraße offenbar weit entfernt. Wie zu hören ist, dürfte er nur maximal 30 Millionen Euro kosten, um einen positiven Nutzen-Kosten-Faktor zu erreichen. Die tatsächliche Bausumme wird jedoch auf das Zehnfache geschätzt. Angesichts dieser Differenz gelten weitere Untersuchungen als aussichtslos.
Einen anderen Weg will die FDP im Römer gehen. Sie hat schon vor einigen Monaten vorgeschlagen, den Tunnel über einen privaten Investor zu finanzieren. Nach Berechnungen der Liberalen müsste die Stadt bei Baukosten von 250 Millionen Euro jährlich 16 Millionen Euro für Zins und Tilgung aufbringen. Hinzu kämen Unterhaltskosten für den Tunnel in Höhe von 3,8 Millionen Euro.

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