07.04.2008
Tunnel: Nicht alle sehen schwarz
Das Aus für die U-Bahn-Pläne auf der Eschersheimer Landstraße stößt auf Kritik
Während SPD, Grüne und CDU im Römer das Ende der Pläne für eine Untertunnelung der Eschersheimer Landstraße für die U-Bahn (FNP berichtete) aus Kostengründen erwartet haben, regt sich bei den Liberalen Widerstand. Der Gewerbeverein Eschersheim, der große Hoffnungen für den Einzelhandel auf das Projekt setzte, zeigt sich enttäuscht.
Die FDP-Fraktion im Römer hat angekündigt, das nun vorgelegte Gutachten „sehr kritisch“ zu prüfen. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten kommt zu dem Schluss, dass das Projekt nicht durch Zuschüsse von Bund und Land gefördert werden könne, da der erwartete Nutzen des Tunnels zu gering sei. „Insbesondere die Kriterien, die zu diesem Schluss führen, werden wir genau unter die Lupe nehmen“, erläutert Annette Rinn, Fraktionsvorsitzende und verkehrspolitische Sprecherin der Liberalen. Vor allem, dass der prognostizierte Zeitgewinn zwischen Dornbusch und Heddernheim von nur zwei Minuten entscheidend für die Förderwürdigkeit sei, müsse hinterfragt werden. Die U-Bahnen auf dieser Strecke seien bereits jetzt schnell genug, aber eben um den Preis, dass der Stadtteil zerschnitten werde und jedes Jahr Tote und Schwerverletzte durch Unfälle zu beklagen seien.
„Keinem der Befürworter der Tunnellösung geht es primär um die Frage, ob die Bahn zwei Minuten schneller wird, wenn sie unter der Erde fährt. Wenn allein solche Argumente zählen, muss sich die Stadt dafür einsetzen, dass diese Kriterien überdacht werden“, sagt Rinn. Nicht allein die Verkehrsfrequenz, sondern auch die Verkehrssicherheit, die Wohnqualität und die Einzelhandelsstruktur müssten Eingang finden.
Die Grünen waren dagegen „von Anfang an sehr skeptisch“, so der Fraktionsvorsitzende Olaf Cunitz. Die Zahlen – rund 300 Millionen Euro Baukosten – seien so eindeutig, „bei allen wünschenswerten Effekten“. Die Ideen, so auch für eine geplante Untertunnelung des nördlichen Mainufers, „sind ja nicht falsch“, aber sie seien „finanziell nicht darstellbar“.
Ähnlich äußert sich die SPD-Fraktion im Römer. Die Stadtverordnete Ursula Busch weiß zwar um die Probleme auf der Eschersheimer Landstraße: „Es ist schon eine Grenze im Stadtteil.“ Bei der Lösungssuche müsse man aber „realistisch bleiben“. Dabei verwies Busch darauf, dass die U-Bahn-Strecke mit dem Bau einer Linie über Ginnheim zum Riedberg entlastet worden wäre, was aber an der schwarz-grünen Koalition gescheitert sei.
Dem Eschersheimer Ortsvorsteher Friedrich Hesse (CDU) fehlt der „politische Wille“, ein derartiges Projekt durchzusetzen. Bei einer Nutzen-Kosten-Untersuchung würden wichtige Parameter fehlen. „Der Schleichverkehr, der durch fehlende Linksabbiegemöglichkeiten entstanden ist, die weggefallenen Parkplätze oder die damals 200 gefällten Bäume werden nicht berücksichtigt“, sagt Hesse. Er fordert den Verkehrsdezernenten Lutz Sikorski (Grüne) auf, die Ergebnisse dem Ortsbeirat 9 vorzustellen. Zudem müsse eine Untertunnelung nicht bis Heddernheim geführt werden. Um eine Nidda-Unterquerung zu verhindern, könne die Bahn am Weißen Stein wieder oberirdisch geführt werden. Auf der Maybachbrücke könnte eine Haltestelle eingerichtet werden. „Aber auch für einen Kompromiss ist der Wille nicht da.“
Dass die Eschersheimer durchaus realistisch sind, zeigt Martin Feickert, Vorsitzender des örtlichen Gewerbevereins. Die Entscheidung sei „nicht überraschend“, wenn auch „bedauerlich“. Der Eschersheimer Rechtsanwalt lässt aber keine Zweifel daran, dass eine Untertunnelung die „optimalste Lösung“ wäre, um die Trennung des Stadtteils zu überwinden. Heute werde der Vorstand über die Sachlage diskutieren.
Von Sören Rabe

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