02.08.2008
Aufbruch in der Ulrichstraße
Auch wenn es draußen noch so heiß ist, Astrid Ianotti, Robert Wald und Bruno Piperhofer würden zu gern in ihrem Büro sitzen. Sie haben viel zu tun: Visitenkarten müssen gedruckt, Handzettel entworfen und Adressdateien angelegt werden. Aber ein paar Tage müssen sich die drei Pädagogen, die das Jugendbüro in Eschersheim aufbauen, noch gedulden – an ihrem offiziellen ersten Tag ist ihr neuer Arbeitsplatz eine Baustelle. In dem ehemaligen Ladenlokal an der Ulrichstraße 129 wird noch kräftig gewerkelt.
Bevor sich die drei dort einrichten können, bleiben ihnen deshalb Zeit, sich in Eschersheim umzusehen. Alle drei haben bisher in Bockenheim gearbeitet, in den Einrichtungen des Vereins für Soziale Arbeit, der mit der Trägerschaft des Eschersheimer Jugendbüros betraut wurde. Piperhofer (56), schon seit mehr als 25 Jahren beim Verein, betreute dort die Kinderwerkstatt, Ianotti (36) und Wald (44) waren in der Tagesgruppe beschäftigt. Als die Ausschreibung für das neue Büro von der Stadt kam, waren sich die drei einig, dass sie den Neuanfang wagen wollen.
Noch bevor feststand, wo das Jugendbüro einziehen kann, haben sie sich im Stadtteil umgesehen, andere Jugendbüros um Rat gebeten und ein Konzept für das ihre entwickelt. «Stellen Sie es sich vor wie ein Haus mit verschiedenen Bausteinen», erklärt Piperhofer. Die Basis werde sein, Kontakt zu den Jugendlichen zu knüpfen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Dazu wollen die Pädagogen in die Schulen gehen, sich dort vorstellen und Angebote wie Training zur Gewaltvermeidung anbieten. Auch bei Vereinen und Kirchengemeinden wollen, beziehungsweise haben sie sich schon bekannt gemacht. Ianotti, ebenso wie ihre beiden Kollegen schon seit dem Studium Frankfurterin, kennt sich gut in Eschersheim aus. Die Mutter zweier Kinder (5 und 7) hat dort einige Jahre gewohnt.
«Der zweite Stein ist, unsere Arbeit mit den Angeboten bestehender Institutionen zu vernetzen», fährt Piper fort. Den dritten Baustein nennt er «Bürgergesellschaft», auch die älteren Eschersheimer sollen einbezogen werden. «Heutzutage haben viele Menschen regelrecht Angst vor Jugendlichen. Wenn sie sich kennenlernen, geht auch die Angst weg.»
All das planen die Pädagogen unter dem Dach ganz konkreter Angebote: der individuellen Beratung junger Eschersheimer zwischen 14 und 22. Ianotti, Wald und Piperhofer helfen bei Bewerbungen oder Ärger in der Schule, beraten, wenn Rechnungen unbezahlbar werden, und begleiten die Jugendlichen zu Terminen in Ämtern oder Gerichten. All diese Sorgen können die jungen Leute in den offenen Sprechstunden, die es von September an montags bis donnerstags jeden Nachmittag geben wird, vortragen.
«Es wird Zeit brauchen, bis wir wissen, was die Jugendlichen brauchen», sagt Wald. Danach werde nach und nach das Programm gestaltet. Eine Lücke wird es auch dann nicht füllen: Den Mangel an Orten, wo sich ältere Jugendliche in Eschersheim aufhalten können, ohne gleich Ärger mit Nachbarn zu bekommen. «Wir können nur Beratung und individuelle Hilfe anbieten.» Ein Jugendtreff werde das Büro nicht. Herauszufinden, ob das im Stadtteil wirklich gebraucht wird, ist eine weitere Aufgabe für die «drei Neuen». (ing)
Voraussichtlich ab Mitte August sind die drei Pädagogen im Jugendbüro an der Ulrichstraße 129 anzutreffen.

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