05.11.2009
Hauptschulzweig in Gefahr
Die Ludwig-Richter-Schule hat im Frankfurter Norden eine Monopolstellung.
Nach dem Aus des Hauptschulzweigs der Diesterwegschule ist sie die letzte noch verbliebene Anlaufstelle für Hauptschüler im Bezirk. Eine fünfte Klasse kam in diesem Jahr trotzdem nicht zustande. Deshalb fürchten Teile des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim) um den Fortbestand des Hauptschulzweigs.
«Die Zahl der Anmeldungen für die Hauptschule sind extrem rückläufig», berichtet der Schulleiter. Den Schluss, dass diese Schulform überflüssig sei, hält Claudy aber für falsch. Das Problem bestehe vor allem darin, dass viele Schüler erst zu Beginn des sechsten Schuljahres zur Hauptschule kämen.
«Viele Eltern stecken ihre Kinder erst einmal in die Realschule oder das Gymnasium. Weil sie es dort nicht schaffen, kommen sie dann später in die Hauptschule», erläutert Claudy. So gebe es auch in diesem Schuljahr wieder zwei sechste und zwei siebte Klassen im Hauptschulzweig der Ludwig-Richter-Schule. «Der Bedarf lässt sich eben nicht an den Anmeldungen für die fünfte Klasse festmachen.» Von den 330 Schülern der Ludwig-Richter-Schule besuchten derzeit 170 den Hauptschulzweig.
Die Politiker im Ortsbeirat sind über die Entwicklung des Hauptschulstandorts im Bilde. Sie schätzen die Arbeit der Pädagogen: «Die Lehrer der Ludwig-Richter-Schule haben einen sehr engen Kontakt zu ihren Schülern. Sie wissen um ihre familiären Hintergründe und können sie deshalb gezielt fördern», berichtet Ortsvorsteher Friedrich Hesse. Zudem biete die Ludwig-Richter-Schule mit ihrer Schulküche und regelmäßigen Besuchen von Handwerksmeistern eine erstklassige Betreuung. «Das gehört zu unserem Konzept und soll die Schüler schon früh auf das Berufsleben vorbereiten», erläutert Schulleiter Claudy.
Im Hinblick auf die Zukunft der Ludwig-Richter-Schule ist das Stadtteilparlament allerdings gespalten: Während sich CDU, SPD, FDP, Freie Wähler und die Linke im Ortsbeirat mit einem gemeinsamen Antrag für den Erhalt des Hauptschulstandorts aussprechen, wollen die Grünen neue Wege beschreiten.
«Die Schullandschaft ist im Umbruch, und die Hauptschule ist ein Auslaufmodell», sagt Grünen-Fraktionschefin Annegret Brein. Auch Querversetzungen, die dazu führen, dass Kinder ihre Laufbahn zunächst in Gymnasium oder Realschule beginnen, um später zur Hauptschule zu wechseln, sieht Brein kritisch. «Dass es sich bei den Querversetzten um Kinder handelt, die in einer höheren Schule gescheitert sind, führt nicht zwingend, aber oft zu Problemen wie Versagensängsten und Frustration.»
Die Grünen wünschen sich deshalb eine Weiterentwicklung des Hauptschulstandorts, etwa in Richtung einer Stadtteilschule. göc
Die Ortsbeiratssitzung am Donnerstag, 5. November, beginnt um 19.30 Uhr im Gemeindesaal der Andreasgemeinde, Kirchhainer Straße 2. göc

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