11.10.2010
Main-Weser-Bahn - Stuttgart 21 als Vorbild
Anwohner protestieren gegen den viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Frankfurt-West und Friedberg. Dabei ist die Trasse überlastet, und vor allem Pendler würden profitieren.
Die Gegner des viergleisigen Ausbaus der Bahnstrecke zwischen Frankfurt-West und Friedberg spüren Rückenwind. „Stuttgart 21 macht Schule“ meinen die beiden Bürgerinitiativen aus dem Frankfurter Norden, die für den 2. November, 17 Uhr, zu ihrer ersten Demonstration auf dem Frankfurter Römerberg aufrufen. Seit Jahren versuchen Bewohner mit Klagen das von so manchem Pendler aus der Wetterau so heiß ersehnte Projekt zu kippen. Vom aktuellen Protest in der schwäbischen Landeshauptstadt fühlen sie sich ermuntert, an die Öffentlichkeit zu gehen.
Ihr Vorwurf: Die Interessen der 50.000 betroffenen Anwohner würden nicht hinreichend berücksichtigt, die Planungen seien überholt, weil zwischenzeitlich neue Baugebiete entstanden seien. Im Stadtteil Eschersheim etwa sei eine Lärmschutzwand von mancherorts sechs Metern geplant, während für die Siedlung Taunusside nur eine Höhe von 2,50 Meter vorgesehen sei. „Das ist absurd“, sagt Jan Wagner, Sprecher der im Mai gegründeten Bürgerinitiative Taunusside. Der Deutschen Bahn gehe es in Wirklichkeit nicht um eine Verbesserung für die Pendler. Vielmehr wolle sie mehr Güterverkehr auf der Strecke abwickeln – auch nachts, im Zehn-Minuten-Takt.
Zerstörung der Landschaft, Wertverlust der Immobilien – das sind weitere Szenarien, mit denen die Ausbaugegner mobil machen. Bereits vor neun Jahren hat sich der in Eschersheim ansässige „Verein zum Schutz des Niddatals und seiner Bürger“ gegründet. Er unterstützt die zwölf Bürger, deren Klagen vor dem Verwaltungsgerichtshof in Kassel noch immer anhängig sind, wie Sprecher Klaus Funk bestätigt.
In den Anliegerkommunen im Wetteraukreis hat die Deutsche Bahn in den vergangenen Wochen die Öffentlichkeit informiert. Bei einer Veranstaltung in Karben hieß es, die Zahl der Züge solle von derzeit 258 auf nach dem Ausbau 307 steigen. Von 30 zusätzlichen S-Bahnen war die Rede und 14 Güterzügen; die sollen vor allem nachts fahren. Zudem versicherten die Bahnvertreter, dass durch den geplanten bis zu vier Meter hohen Schallschutz der Krach gegenüber heute sogar verringert werde. Gleichwohl gibt es in der Lokalpolitik Bestrebungen, eigene Gutachten zum Lärmschutz und zu Bodenerschütterung erstellen zu lassen.
Im Januar hatte Bahnsprecher Torsten Sälinger der Frankfurter Rundschau versichert, dass die Arbeiten in Bad Vilbel noch in diesem Jahr beginnen. Ob es dabei bleibt, konnte er gestern nicht sagen. Und wann es in Frankfurt losgeht, hänge von der Entscheidung des Verwaltungsgerichts ab. „Die Antwort liegt in Kassel.“ Sälinger bekräftigte, dass vor allem Pendlern der viergleisige Ausbau zugute käme. „Die S-Bahn ist der Hautprofiteur.“
Derzeit müssen die Züge der S-Bahn-Linie 6 immer wieder minutenlang stehenbleiben, weil andere Züge – angefangen vom ICE bis hin zu Regionalbahnen – Vorrang genießen. Dadurch komme es zu Verspätungen, die im Extremfall den gesamten S-Bahn-Fahrplan aus dem Takt bringen können.
Außerdem ist der Fahrplan seit Dezember unregelmäßig. Wie Sälinger weiter ausführt, wurde der Lärmschutz bei der Planfeststellung nach den gesetzlichen Vorgaben ermittelt. Ob dem so ist, werde das Verwaltungsgericht in Kassel prüfen.

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