20.04.2011
Die Jugend hat endlich einen Platz
Dank der finanziellen Hilfe des Ortsbeirats 9 und dem Tatendrang eines guten Dutzends Jugendlicher steht am Rand der Elisabeth-Schwarzhaupt-Anlage nun ein Unterstand, der es den Heranwachsenden erlaubt, sich auch bei schlechtem Wetter im Freien zu treffen.
Von wegen faul und spät: Ungeachtet der Schulferien sind Patrick, Oguz, Tocha und Onur (alle 17) pünktlich wie die Maurer um zehn Uhr morgens im Hasenpark am Rand der Elisabeth-Schwarzhaupt-Anlage erschienen, um zu vollenden, was sie am Vortag begonnen haben. Während im Hintergrund die tiefen Bässe der Rapmusik wummern, werkeln die Jugendlichen an "ihrem" neuen Unterstand. Zwischendurch gönnen sie sich höchsten eine kleine Pause, um sich die anstrengende Arbeit mit einen Schluck Apfelschorle zu versüßen.
Kosten von 12 000
€
Initiiert wurde das 12 000 Euro teure Mini-Bauvorhaben vom Jugendbüro Eschersheim. Doch ohne die großzügige finanzielle Spende des Ortsbeirats 9 (Ginnheim, Dornbusch, Eschersheim) würden Onur und seine Freunde wohl weiterhin im Regen stehen. "Der Hasenpark ist bei den Jugendlichen des Quartiers ein beliebter Treffpunkt. Aber wenn das Wetter schlecht ist, haben sie keinen Platz zum unterstellen", sagt Sozialarbeiter Robert Wald, der seit zwei Jahren mit seinen beiden Kollegen des Jugendbüros Eschersheim im Quartier unterwegs ist und genau weiß, mit welchen Problemen seine Schützlinge zu kämpfen haben.
Leider würden die Gruppen Heranwachsender als vor allem von Älteren Anwohnern der Albert-Schweitzer-Siedlung als potenzielle Bedrohung wahrgenommen, bedauert Streetworker Wald. Doch der Bau des Unterstandes fordere nicht nur die Handwerkskunst und Sozialkompetenz der jungen Eschersheimer, sondern sende auch ein positives Signal an die Anwohner des Quartiers, ist Baum überzeugt.
"Das war meine Idee. Ursprünglich wollte ich, dass die Hütte dort hinten auf den Hügel kommt. Das geht aber wegen des Lärms nicht", sagt Schüler Ogur, der es "schon ganz in Ordnung" findet, dass das Stadtteilparlament sich nicht lumpen ließ und bereits im April des vergangenen Jahres beschloss, den Hüttenbau finanziell zu unterstützen. Ogurs Kumpel Onur entsinnt sich, dass die Lokalpolitiker im vergangenen September im Park waren, um die ständig schwelenden Konflikte zwischen älteren und jüngeren Anwohnern durch Gespräche einzudämmen. "Was nervt, ist dass uns die Polizei hier ständig kontrolliert", fügt Patrick hinzu und verweist auf eine Streife, die sogar während der zweitägigen Bauarbeiten vorbeischaute.
Als das Tagwerk am Nachmittag vorübergehend beendet ist, packten die zwölf Jungs das mitgebrachte Grillgut aus und kommen zum angenehmen Teil des Arbeitseinsatzes. Unterdessen erzählt Streetworker Robert Wald, dass es gar nicht so einfach gewesen sei, einen Handwerksbetrieb zu finden, der bereit war, den aus Robinienholz und Metallstreben bestehenden Unterstand gemeinsam mit den Jugendlichen zu errichten. "Seit der Idee bis zur Ausführung sind fast anderthalb Jahre vergangen", sagt Wald, der im Auftrag des Vereins für Soziale Arbeit im Stadtteil unterwegs ist.
Selber gebaut
Letztlich erklärte sich eine Berliner Spezialfirma bereit, das überdachte Holzbänkchen gemeinsam mit den Jugendlichen zu installieren. Dessen Mitarbeiter hat sich den Dienstausflug mit Sicherheit leichter vorgestellt. Denn schon am Montag stieß man im Erdreich auf ein 20 Zentimeter dickes Betonfundament, das mühsam aufgebohrt werden musste, nachdem sogar der mitgebrachte Presslufthammer den Geist aufgab. Dies ist auch der Grund, weshalb die Bauarbeiten einen Tag länger als geplant dauern. Doch den Jugendlichen macht das nichts aus. Schließlich sind Ferien und das Wetter ist auch noch gut. Wo, wenn nicht im Hasenpark, sollten sie also sonst ihre Freizeit verbringen? mov

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