06.09.2011
Neues Zentrum für den Stadtteil
U-Bahn-Station verlegen, Bäume pflanzen, Radfahrstreifen einrichten - die Lokalpolitiker machen sich allerlei Gedanken wie aus dem "Weißen Stein" ein Stadtteilzentrum werden könnte.
Der Weiße Stein könnte ein Platz werden. Weg von einem reinen Verkehrsknotenpunkt mit vier U-Bahn- und drei Buslinien, hin zu einem wahren Platz mit Bäumen, breiten Gehwegen und Parkplätzen für den Einzelhandel. Um für diese Vision den Raum zu schaffen, wollen die Lokalpolitiker des Ortsbeirats 9 die U-Bahn-Station etwa 100 Meter in Richtung Norden verlegen. In unmittelbarer Nähe zur S-Bahn-Station Eschersheim. Die Stadt soll nun Pläne entwickeln, lautet die Forderung.
Es geht um eine neue städtebauliche Perspektive, das sieht Stephan Becsei schon lange so. Bereits 1992 hatte der Architekt seine Ideen für einen neuen, einen anderen Weißen Stein in der Fachzeitschrift „Baukultur“ formuliert: Angesichts einer zunehmenden „Stadtverödung“ in einem „unpersönlichen Wohnumfeld“ wolle er dem Platz „ein Gesicht geben, das den Bewohnern gefällt“. Dafür brauche es, so Becsei, vor allem mehr Grün. Knapp zehn Jahre später kommen die Lokalpolitiker zurück auf Becseis Gedanken.
Bänke und Bäume
Die Ideen gefallen Ortsvorsteher Friedrich Hesse (CDU). Man könne den Raum, der an der Seite zu den Bahnsteigen hin entstehe, nutzen, um den Platz zu verschönern: mit Bänken, Bäumen und vielleicht einem Streifen für Radfahrer. Dann bekäme Eschersheim endlich ein würdiges Stadtteilzentrum.
Ein wenig anders sähe das aus, was Klaus Funk seine „Idealvorstellung“ nennt. Die Station solle direkt auf die Maybachbrücke gestellt werden, schlägt der FDP-Politiker vor. Freilich mit einer „architektonisch ansprechenden Optik“, aber letztlich gehe es in „erster Linie um die Funktion“. Nämlich die Möglichkeit, direkt umzusteigen: von der U-Bahn in die S-Bahn und umgekehrt. Dazu müsste man die neue Station mit Aufzügen, Rolltreppen und Treppen versehen – um den Zugang für Behinderte zu gewährleisten.
Doch um diese ambitionierte Idee zu realisieren, müsste ein Teil des bisherigen Platzes am Weißen Stein weichen – wegen des Kurvenradius. In diesem Gedankenspiel ist ein weiterer Punkt offen. Denn die Stadtbahnzüge, die auf der Eschersheimer Landstraße fahren, können nur eine Steigung von maximal vier Prozent überwinden. Eine Station auf der Brücke würden sie somit nicht anfahren können.
Vernetztes Reisen
Bevor die Planer der Stadt nachdenken und entwerfen können, wird die VGF zunächst prüfen, ob sich das Ganze überhaupt lohnt. Genauer, ob der öffentliche Nahverkehr dabei gewinnt, so Sprecher Peter Vollmer: „Wenn man nicht mehr Fahrgäste hat, ist alles andere sinnlos.“ Zwar sei der Knotenpunkt eine gute Idee, die „dem Gesamtsystem nutzen könnte“. Aber Umsteigen sei, sagt Vollmer, aus Sicht der Verkehrsplaner gleichzeitig „immer ein Hemmnis“. Denn Fahrgäste wollen keine Zeit verlieren oder ihren Anschluss verpassen. Ein Netz aus mehreren Verbindungen wird nur dann genutzt, wenn es letztlich schneller geht. „Unter dem Strich muss etwas Positives rauskommen“, so Vollmer.
Nach dieser Prüfung erst würden sich weitere Fragen beantworten lassen: nach dem exakten Standort der neuen Station, der technischen Machbarkeit, wie etwa dem Kurvenradius sowie der Steigung, außerdem der behindertengerechten Umgebung und letztlich dem Preis. Denn im Falle von „exorbitanten Kosten“, so Vollmer, dürfte die Idee und damit auch ein Zentrum für Eschersheim keine Chance haben.
Autor: Markus Bulgrin

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