22.09.2011
Seht her, es ist fast vollbracht!
Neubau der Ziehenschule wird am 24. Oktober eröffnet
Mehr als 8,7 Millionen Euro hat der Neubau der Ziehenschule gekostet, nun wartet er auf seine Eröffnung Ende Oktober.
Der Anspruch an den Neubau der Ziehenschule war groß: Er sollte keine Konkurrenz zum Altbau sein, sondern praktisch "aus den Grünflächen herauswachsen", wie es in den Plänen heißt. Ein abstrakter Gedanke. Umso glücklicher ist Schulleiter Manfred Eichenauer, dass er nach zweijähriger Bauzeit vor einem fast vollendeten Gebäude stehen und in die Kamera lächeln kann: Es fehlen nur noch Kleinigkeiten, dann können die Jugendlichen am 24. Oktober ihr modernes, Domizil in Beschlag nehmen. Gestern lud der Schulleiter zu einer Begehung ein.
Wie soll die Idee des "Entwachsens" aussehen? Architekt Marcus Schmitt steht mit Harald Heußer vom Planungsdezernat im nagelneuen Mehrzweckraum und deutet auf Computersimulationen: Dort rankt sich an den Außenwänden Efeu entlang. "Die Fassade wird begrünt und die Parks, die wir anlegen, praktisch weitergeführt. So macht er dem fast 100 Jahre alten Hauptgebäude keine Konkurrenz, setzt aber trotzdem eine Statement", sagt Schmitt. Einige Zeit werde es aber noch dauern, bis die Pflanzen hoch genug gewachsen sind.
Mensa ist das Herzstück
Deswegen lenkt Schmitt die Aufmerksamkeit der Besucher erst einmal auf die Mensa, die mit dem Atrium das Herzstück des Neubaus bildet und in der täglich 600 Essen ausgegeben werden. Noch ist der Fußboden abgeklebt und die Möbel fehlen, aber schon jetzt kann man sich das "gemütliche Schülerrestaurant-Ambiente" vorstellen, das dem Architekten vorschwebt: Die Wände sind bordeauxrot gestrichen und mit Schwarzweiß-Fotos geschmückt. "Hier soll nicht nur die Mensa ihren Platz haben, sondern auch Raum sein für Veranstaltungen – Ortsbeiratssitzungen oder Konzerte, zum Beispiel.
Das Farbspiel des Atriums – einer Art offenem Aufenthaltsraum im Erdgeschoss – und der Wände in den oberen Stockwerken ist gewagter: Ein saftiges Grün leuchtet von den Wänden. "Frisch" fanden das die Architekten und ein "Gegensatz zum langweiligen Gelb im Altbau." Und noch etwas ist anders: Bei der Gestaltung der Flure musste nicht an Fluchtwege gedacht werden. Sitzmöbel sind also kein Problem, weil die Feuertreppen außen verlaufen und über Balkone mit den Räumen verbunden sind.
Kompaktes Gebäude
Der Neubau ist eben bis zur letzten Leiste durchdacht. Besonders wichtig: Die Passivhausbauweise – schließlich ist Frankfurt die Passivhauptstadt Europas. "Das Gebäude ist kompakt und quadratisch angelegt, um den Energieverlust zu minimieren", erläutert Schmitt. Es kommt nur mit wenigen kleinen Gasheizungskörpern aus. Die Energie liefern die Schüler mit ihrer Körperwärme, den Rest erledigt das Thermoskannenprinzip: Durch spezielle Isolationen dringt kaum etwas nach draußen. Dadurch heizt sich das Gebäude aber auch schnell auf, deswegen lag ein Hauptaugenmerk auf dem Lüftungssystem: Nachts öffnen sich Klappen, die Luft hineinlassen und die Räume kühlen. Auch die große Speichermasse des Stahlbetons hilft dabei.
Und die Klassenzimmer? Kein Grün an den Wänden, sondern schnödes Weiß – "die Schüler wollen selbst gestalten" –, dafür mit Lärm schluckenden Schränken und Smartboards, jenen High-Tech-Tafeln, auf denen Lehrer ganze Animationen abrufen können. Ebenfalls neu: Bodenlange Fenster neben den Türen, durch die man in die Räume sehen kann. Eine Idee, die Schulleiter Eichenauer nicht ganz zu gefallen scheint: "Hoffentlich macht da niemand Faxen." Heußer beruhigt ihn; man hätte gute Erfahrungen gemacht. Eichenauer zuckt die Schultern. So sind sie eben, die modernen Schulen.jro

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