28.09.2011
Am Ende ist es eine Preisfrage
Im Streit um die Ziehen-Mensa hat das Schuldezernat keinen Handlungsspielraum.
Recht und Gesetz, nicht Sympathie und Vertrauen zählten, als der Betreiber für die neue Kantine der Ziehenschule bestimmt wurde. Das betonte gestern noch einmal das Schuldezernat.
Wer die ausschlaggebende Entscheidung über den künftigen Betreiber der Ziehen-Kantine getroffen hatte, darüber war man sich gestern nicht ganz einig: Die Magistratsvergabekommission, hieß es aus dem Schuldezernat. Die habe nur noch geprüft, ob juristisch alles korrekt sei, lautete hingegen die Auskunft aus der Stadtkämmerei, in der die Kommission ansässig ist. Den Besten unter den Bewerbern habe zuvor das Stadtschulamt bestimmt.
Egal, wer das allerletzte Wort hatte: Entschieden ist, dass die Service GmbH des Arbeiter Samariter Bundes (ASB) die neue Kantine an der Ziehenschule ab Oktober bewirtschaften wird. Und nicht Abass Ajaz Tondrou, die die bisherige Schulkantine betreibt und von der sich Schüler, Lehrer und Eltern an dem Eschersheimer Gymnasium gewünscht hatten, dass sie bleibt.
Aber sie konnte sich im Wettbewerb nicht durchsetzen. Wie vom Gesetz verlangt, hatte die Stadt den Kantinenbetreiber mittels einer europaweiten Ausschreibung gesucht. Der Preis fürs Schulessen, Service- und Produktqualität waren darin die ausschlaggebenden Kriterien für das beste Angebot.
Zwei DIN-A 4-Seiten füllten allein die Vorgaben, welches Essen den Gymnasiasten zu servieren sei: Fleisch, Fisch, Aufläufe, Eintöpfe und Vegetarisches müssen sich abwechseln, Desserts sollen lieber Obst als Pudding sein, religiöse Vorgaben sind zu beachten, zehn Prozent der Zutaten sollen aus Bio-Anbau stammen und Geschmacksverstärker sind ebenso wie Farbstoffe tabu. Außerdem muss frisch gekocht werden – nicht von Aushilfen, sondern einem ausgebildeten Koch.
All das hatte auch Abass Ajaz Tondrou in ihrem Angebot erfüllt. Die ASB-Tochter tat es auch. Am Ende entschied wohl der Preis. Der Essenspreis, mit dem die Service GmbH ins Rennen gegangen war, soll um einige Euro günstiger gewesen sein als der von Abass Ajaz Tondrou. Das bedeutet, dass die Stadt weniger zuschießen muss, damit jeder Schüler sein Mittagessen für drei Euro bekommt.
An diesem Vorteil kam niemand vorbei. "Es gibt klare Regeln: Wenn alles andere stimmt, muss man den günstigsten nehmen", bestätigt Joachim Geiger, Sprecher der Kämmerei. Sein Kollege aus dem Schuldezernat, Martin Müller-Bialon, pflichtet dem bei: "Wir wissen, wie bedauerlich der Ausgang für die Schule ist. Aber uns sind die Hände gebunden." (ing)
Von Inga Janovic

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