17.02.2014
Der große Knall bleibt aus
Frühestens im März beginnt der Abbruch des Bunkers Im Wörth. Kapituliert die Abbruchzange vor den dicken Decken, müssten diese gesprengt werden.
Mehr als eine leichte Vibration im Untergrund sei von der Sprengung nicht zu spüren, verspricht Robert Zeller vom gleichnamigen Abbruchunternehmen aus Offenbach. Zudem würde der Vorgang nur wenige Sekunden dauern. Er muss es wissen. Schließlich ist der Bunker Im Wörth schon der 21., den das Unternehmen abbricht. In Frankfurt hat die Firma bereits die Bunker am Ostbahnhof und in Höchst abgerissen.
Frühestens im März kann mit den Arbeiten an dem 1942 erbauten Bunker Im Wörth begonnen werden. „Es fehlen noch die letzten Genehmigungen. Das sollte aber schnell gehen“, ist Zeller zuversichtlich. Von oben nach unten wird der Bunker abgebrochen. Eine Zange, die lärm- und erschütterungsarm arbeitet, reißt die 1,10 bis 1,50 Meter dicken Wände und die 1,50 Meter dicken Decken ein. Genau hier könnte es aber zu Problemen kommen. „Die Zange schafft eigentlich eineinhalb Meter dicken Beton. Ist dieser jedoch mit viel Eisen durchzogen, muss sie kapitulieren“, erklärt Robert Zeller. Soll heißen: Kommt die Zange nicht weiter, muss gesprengt werden. Die Wahrscheinlichkeit liege bei 50 Prozent.
So wird gesprengt
Mit der Sprengung das AfE-Turms vor zwei Wochen sei das Verfahren am Bunker freilich nicht vergleichbar. „Niemand muss seine Wohnung verlassen“, erklärt Zeller. Auf einer Fläche von 30 bis 50 Quadratmetern würden rund 20 Löcher in die Decke gebohrt und mit Sprengstoff gefüllt. „Wir fangen klein an und sprengen uns langsam an die optimale Menge heran. Jede Sprengung wird von den Messgeräten genau beobachtet, so dass die Nachbargebäude nicht zu Schaden kommen“, erklärt Zeller.
Der Sprengstoff werde gleichzeitig gezündet und reagiere nacheinander binnen weniger Millisekunden. Für das menschliche Ohr sei kein Knall hörbar, nur die Schwingungen seien spürbar. Nach der Explosion fallen die Decken in den Bunker, der Schutt kann mit der Zange oder dem Bagger entfernt werden. Gesprengt werde gegen 13 Uhr sowie zwischen 17 und 18 Uhr. An manchen Tagen ein- oder zweimal und manchmal gar nicht.
Die Befürchtung von Ortsvorsteher Friedrich Hesse (CDU), die Ziehenschüler könnten durch die Sprengungen im Unterricht oder sogar während der Abiturprüfungen gestört werden seien unbegründet, sagt Robert Zeller. Zudem werde sich das Abbruchunternehmen vorher genauer mit der Schule und natürlich auch den Anwohnern abstimmen. Muss ein Teil des Bunkers tatsächlich gesprengt werden, rechnet Robert Zeller für den Abbruch zweieinhalb Monate. Allein für die Sprengung der Decke kalkuliert er zwei bis drei Wochen ein.
Die Straße Im Wörth muss während der Abbrucharbeiten nicht gesperrt werden, lediglich die Parkplätze direkt vor dem Bunker fallen weg. Zudem wird die Bushaltestelle vorverlegt.
Wohnungen statt Bunker
Für vier Millionen Euro hatte das niederländische Immobilienunternehmen Ten Brinke den Hochbunker vor einem Jahr von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gekauft. Ist der Bunker abgebrochen, entstehen auf dem Gelände binnen zwei Jahren zwei Gebäude mit 42 Eigentumswohnungen und Penthäusern. 87 bis 209 Quadratmeter groß werden die Drei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen, 4000 Euro kostet der Quadratmeter.
Damit auch nach dem Abbruch vom Bunker etwas übrigbleibt, hat Klaus Funk (FDP) in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) einen interessanten Vorschlag gemacht. „Den Sandstein könnte man in einer Stele verarbeiten und als Erinnerung an den Bunker vor den neuen Gebäuden aufstellen“, so die Idee des Politikers. Die Sandsteinplatten haben derweil schon einen neuen Besitzer gefunden – sie kommen in den Schulgarten der Ziehenschule.
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 17.02.2014. Von Judith Dietermann

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