07.12.2014
Probefahrt auf der Eschersheimer
Die von der Stadt geplante Einspurigkeit der Eschersheimer Landstraße zwischen Weißer Stein und Hügelstraße war gestern erneut Thema im Ortsbeirat. Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) überbrachte beruhigende Nachrichten: Erst wird getestet, dann umgestaltet.
Von den Oster- bis zu den Sommerferien will Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) seinen Worten Taten folgen lassen und testen lassen, was passiert, wenn der Autoverkehr auf der Eschersheimer Landstraße nur noch über eine Fahrspur pro Richtung läuft. Diese Nachricht sorgte gestern in der Sitzung des Ortsbeirates 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) für Erleichterung. Hatten die Stadtteilpolitiker doch in der November-Sitzung nicht in erster Linie die Vorplanung zum Umbau der Eschersheimer Landstraße kritisiert, sondern vielmehr vehement diesen Probelauf gefordert. Bis auf die Grünen-Fraktion.
Offene Diskussion
„Ich bin Verkehrsdezernent aller Frankfurter und nicht der Grünen-Fraktionen in den Ortsbeiräten“, begründete Majer, warum er sich trotz des Widerspruchs aus den eigenen Reihen für den Test aussprach. Warum der Test erst im Frühjahr anlaufen kann, obwohl Majer ihn schon vor langem angekündigt hatte, dafür hat er „eine einfache Erklärung“. Getestet werden könne nur das, was auch geplant ist. Zugleich betonte er, dass es bislang nur eine Vorplanung gibt. „Sie kann und soll mit den Bürgern diskutiert werden.“
Von zwei auf eine Spur in jede Richtung will die Stadt die Eschersheimer Landstraße auf den 1,4 Kilometern zwischen Hügelstraße und Weißer Stein verschmälern. Auf dem gewonnenen Platz sollen Schutzstreifen für Radfahrer sowie kostenfrei nutzbare Parkplätze geschaffen werden. 4,1 Millionen Euro soll die Umgestaltung kosten.
Auch wenn die SPD-Fraktion davon überzeugt ist, dass die Eschersheimer als einspurige Straße „im Verkehr ersticken wird“, so ist man dort dafür, dass das ausprobiert wird. „Ich glaube nicht, dass es machbar ist. Aber auch ich kann mich irren und lasse mich dann vom Gegenteil überzeugen“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Rachid Rawas. Ansonsten sei man mit der Absicht zur Umgestaltung „grundsätzlich zufrieden“. Allerdings bleibe zu klären, welche Schleichwege sich die Autofahrer suchen. „Sie werden auf die Kurhessenstraße ausweichen“, fürchtet Horst-Dieter Piel (SPD) und sieht wegen einer nicht ausgereiften Planung voraus, „dass hier 4,1 Millionen Euro in den Sand gesetzt werden“.
Normale Geschwindigkeit
Majer sieht das naturgemäß anders: „Wir haben sehr genaue Zahlen und so mit einer Simulation prognostiziert, dass der Verkehr bei Einspurigkeit nicht zusammenbrechen würde“, erklärte der Dezernent. 19 340 Fahrzeuge seien täglich auf dem nördlichen Abschnitt der Eschersheimer unterwegs – deutlich weniger als im Süden. Zwar würde sich die Reisegeschwindigkeit für Autos stadtauswärts morgens von 29 auf 26,7 Kilometer pro Stunde sowie in der Gegenrichtung von 20,7 auf 19,4 Kilometer pro Stunde verlangsamen. „Wir bewegen uns hier aber immer noch in einem Bereich, der für eine Großstadt wie Frankfurt im absoluten Normalbereich liegt“, beruhigte der Dezernent. Und auch zu eng werde es nicht, wenn künftig Parkplätze, Radfahrstreifen und Fahrbahn nebeneinander existieren. Die Breite von mindestens 6,25 Meter lasse zudem ausreichend Platz für einen Rettungswagen. „Das funktioniert aber nur, wenn die Ladezonen für den Andienungsverkehr ausreichen. Sonst verstopfen die Lkws die Straße“, gab Christiane Loizides (CDU) zu bedenken.
Es sind zwei Punkte, die für Stefan Majer mit dem Umbau der Eschersheimer im Vordergrund stehen. Einer sei die Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radler, die sich derzeit über weite Strecken den Gehweg teilen müssen, auf dem teilweise auch noch halbseitig Autos parken. Dieses Problem soll durch einen Radschutzstreifen sowie neue, sichere Querungsmöglichkeiten behoben werden. Wie zum Beispiel am Lindenbaum. Zudem sollen die Autos durch insgesamt 173 Stellplätze vom Gehweg verbannt werden. Und zugleich das Parken vor den Geschäften erleichtern. Diese Stellplätze sollen in der Testphase mit sogenannten Parkwächtern und Parkwinkeln markiert werden. Um möglichst real zu agieren, bleiben die jetzt vorhandenen Parkbuchten dann ungenutzt. Für den Abschnitt südlich der Hügelstraße, der in naher Zukunft auch umgestaltet werden soll, werde es definitiv keine Einspurigkeit geben. Das konnte Stefan Majer versprechen. „Dort sind definitiv zu viele Autos unterwegs.“
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 06.12.2014.
Von Judith Dietermann

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