Demokratie funktioniert über Information und Kommunikation

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Hans-Ullrich Repp und Frank Schmitt haben Großes vor. Und deshalb fangen sie ganz klein an. Das Kleine nennt sich www.eschersheim.com und ist die jüngste Frankfurter Stadtteil-Homepage im Worldwide Web. Online seit 1. Februar. „Ein Pilotprojekt“ solle die Seite sein, meint Programmierer Schmitt. Für eine neue Sorte Stadtteilportal, allgemein gültig und doch individuell anpassbar. Nichts weniger.

Bei Repp und Schmitt treffen sich Theorie und Praxis auf vielerlei Ebenen und harmonieren, so scheint es, vorzüglich. Repp, der sich selbst als „bunten Hund“ von Heddernheim bezeichnet, kennt im Stadtteil jeden und alles. „Wenn irgendwas passiert, kriege ich das mit“, erklärt er. Da der ehemalige Unterhaltungselektroniker als Austräger eines Verlagsbüros ständig die Gemarkung in alle Himmelsrichtungen durchstreift, sorgt er bei eschersheim.com für kontinuierlichen Informationsfluss. Denn darum geht es den beiden Web-Machern: „Die Seite soll genauso funktionieren wie der Stadtteil“, verkündet Schmitt. Das heißt, wirklich alle sollen miteinander kommunizieren, denn „Internet findet vor der Haustür statt“.

Den Anspruch dokumentiert das Portal gleich auf der Startseite im Logo. Da ist ein Foto der alten „Gemaapump“, der historischen Gemeindepumpe Heddernheims. „An der traf man sich früher, tratschte und tauschte Informationen aus“, sagt Repp. Und als virtuelle Wasserpumpe soll eschersheim.com nun dienen. „Einer der an der Konstantinstraße in seiner Wohnung einen PC an hat, soll einem anderen an der Dillgasse erzählen können, wo es gerade in Heddernheim ein gutes Angebot gibt“, formuliert Repp eine hypothetische Kommunikation.


Zurzeit sind 25 Gewerbe, 24 Vereine und 16 Institutionen auf der Seite versammelt. Mittelfristig sollen sie ihre Einträge selbst aktualisieren. Repp und Schmitt wollen irgendwann in den Hintergrund treten, eher „administrativ“ tätig sein und „strategisch agieren“, wie Schmitt sagt, „zwei, drei Jahre könnte das aber dauern“. Ganz im Sinne der Gemeindepumpe geht es den beiden darum, ein demokratisches Forum zu schaffen, an dem jeder Heddernheimer teilhaben kann. Nur eben zeitgemäß modern, denn „Internet ist heute nicht mehr wegzudenken“, meint Schmitt. Doch nicht jeder sah großen Sinn darin, sich online zu präsentieren, das merkte Repp als er Klinken putzen ging, um Teilnehmer für eschersheim.com zu gewinnen.

Die Überzeugungsarbeit hat sich gelohnt. Dank der Erfahrungen des Medientechnik-Ingenieurs und selbstständigen Web-Designers Schmitt haben die beiden ein Stadtteilportal geschaffen, das sich durch angenehmes Äußeres auszeichnet wie durch einfache Zugriffsmöglichkeiten und eine leicht verständliche „Topografie“ – quasi auf einen Blick alles, was potenziell interessant sein kann.

„Wir wollen Content schaffen.“ Übersetzt heißt das, es geht bei eschersheim.com um Inhalt. Der muss von den Heddernheimern selbst kommen und immer aktuell sein. Persönliches Fernziel der beiden Macher ist, von der Seite selbst leben zu können. Davor stehen aber noch andere Projekte: Schmitt hat bereits verschiedene technische Neuerungen auf Lager. So sollen bald auch Umfragen zu aktuellen Fragestellungen im Stadtteil möglich sein.

Aber nicht nur virtuell will eschersheim.com agieren. Repp strengt zurzeit mit Hilfe der Seite eine Untersuchung der örtlichen Kinderspielplätze durch das Grünflächenamt an. Und irgendwann wollen Schmitt und Repp auch ein eigenes Büro anmieten. „Da kann dann die Oma hinkommen, die keinen PC hat und sich informieren.“ Das Stadtteilportal soll dadurch „anfassbar“ werden, nicht bloß virtuell sein, sondern wirklich real.

Eine Revolution? Sogar eine von unten? So recht politisch wollen sich weder Schmitt noch Repp verstehen, Repp wehrt sich dagegen sogar mit Händen und Füßen: „Davon wollen die Leute doch heute nichts mehr wissen.“ Trotzdem: Von der Idee her funktioniert Demokratie über Kommunikation, und die soll in Heddernheim über das Stadtteilportal wieder in Schwung kommen. Und weil eine Revolution ja auch Früchte tragen muss, will sie denn erfolgreich sein, denkt Schmitt weit über Heddernheim hinaus: „Von der Technik und dem Aufbau her kann unsere Seite jedem Stadtteil dienen. Das müssen die dann aber selbst machen.“ Sollte dieser Ansatz tatsächlich auch in anderen Stadtteilen Erfolg zeigen, denkt Schmitt über eine Vernetzung der Portale nach, denn, so Repp, „die Stadtteile sind doch die Fundamente Frankfurts“. Und man baue doch ein Haus – auch ein virtuelles – immer von Grund auf.

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