Ein neues Konzept für den alten Turm

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Hoch ragt der 30 Meter hohe Wasserturm zwischen den dichten Bäumen hervor, ein Tor verschließt den Zugang. Das würden die Eschersheimer gerne öffnen. zeichnung: susanne köhler © Susanne Koehler
Hoch ragt der 30 Meter hohe Wasserturm zwischen den dichten Bäumen hervor, ein Tor verschließt den Zugang. Das würden die Eschersheimer gerne öffnen. zeichnung: susanne köhler © Susanne Koehler

Bürgerinitiative möchte Denkmal in Eschersheim retten

Es ist eine ganz besondere Beziehung die Sabine Kilian zum Eschersheimer Wasserturm pflegt. Hat sie doch 2007 dort ihre Hochzeit gefeiert. Freilich nicht in dem 1901 erbauten Turm, sondern auf dem Gelände davor. An dessen Fuße sie an diesem sonnigen Vormittag sitzt, an einem Picknick-Tisch in der Grünanlage, direkt neben Basketballplatz und Rollschuhbahn.

„Meine Hochzeit hat mir gezeigt, dass dieses Areal wunderbar für Veranstaltungen geeignet ist“, sagt sie. Zwei Wochen vor ihrer Eheschließung sei die gebuchte Location geplatzt. Dann habe sie ein Mitglied der Studentenverbindung Moeno-Franconia, die den Turm und das Gelände seit 2003 vom Eigentümer, dem Energieversorger Mainova, gepachtet hat, dort getroffen. Und einfach spontan nachgefragt. „Das war alles überhaupt kein Problem. Deshalb wäre es sehr schade, wenn nicht künftig mehr solcher Veranstaltungen rund um den Turm möglich wären. Für alle Eschersheimer“, sagt sie und blickt zu dessen Spitze hinauf. Wo sich längst die Tauben wieder einen Weg in die Kuppel, das einstige Wasserreservoir gebahnt haben. Zahlreiche Fenster sind zerstört, zudem sitzten die Schindeln nicht mehr ganz fest.

Mit ihrem Nachbarn Günter Tatara hat Sabine Kilian deshalb auch eine Bürgerinitiative (BI) gegründet. Zum Erhalt des Wasserturms für den Stadtteil. Denn vor einigen Monaten war im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) bekannt geworden, dass die Studentenverbindung ihren Pachtvertrag nicht verlängern möchte. „Das wäre die Gelegenheit, das Wahrzeichen des Stadtteil für alle zugänglich zu machen“, sagt Günter Tatara.

Unterstützung erhalten sie dabei auch aus dem Ortsbeirat, in erster Linie von den Grünen. Die sich bereits seit einigen Wochen dafür einsetzen, dass das der Verein Tortuga, der einen Gemeinschaftsgarten neben dem denkmalgeschützten Wasserturm hegt und pflegt, sich an dieser Nutzung beteiligen möchte. „Uns ist klar, dass der Turm an sich, nicht für Veranstaltung geeignet ist. Darum geht es uns aber auch nicht. Sondern vielmehr um das Gelände, auf dem er sich befindet“, betont Susanne Köhler.

600 Unterstützer für den Turm

Ende Juni hat die BI deshalb eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, mehr als 300 Unterzeichner konnten für die Idee gewonnen werden. Hinzu kommen ebenso viele Unterstützer über eine Online Petition. „Das zeigt doch, wie sehr der Turm den Eschersheimern am Herzen liegt“, sagt Günter Tatara. Gestern Nachmittag hat die BI der Stadtverordneten Hilime Arslaner-Gölbasi (Grüne) die Unterschriftenliste übergeben. Mit der Forderung, dass die Bausubstanz des Turms sowie der Nebengebäude vor dem Verfall gesichert und ein runder Tisch organisiert wird.

Gerne, sagt Tatara, hätte man dies auch bei der Mainova getan. Leider habe es eine Absage gegeben. Grundsätzlich sei man aber immer daran interessiert, auch eigene Liegenschaften einer Nutzung zuzuführen, mit der ein Mehrwert für die Mainova und die Stadt verbunden sei.

Vertragssituation muss geklärt werden

Zum jetzigen Zeitpunkt seien sowohl der Wasserturm selbst, als auch das Gelände der Liegenschaft an einen gemeinnützigen Verein vermietet. Vor dem Hintergrund dieser vertraglichen Verpflichtung komme eine anderweitige Nutzung nicht in Frage, antwortete die Mainova auf Tataras Anfrage. Erst wenn Klarheit über die Vertragssituation bestünde, könne man sich mit einer konkreten weiteren Entwicklung von Gelände und Gebäude beschäftigen. „Über diese Reaktion sind wir sehr enttäuscht“, sagt Tatara.

„Es wäre wirklich schade, wenn der Turm nicht weiter gepflegt würde“, sagt derweil die Grafikerin Susanne Köhler, Gründerin der Urban Sketchers. Einmal in der Woche trifft sich die Gruppe in Frankfurt und hält Details aus der Umgebung mit Stift oder Pinsel auf Papier fest. Wie auch jüngst den Wasserturm, wobei sie Günter Tatara kennenlernte. „Das war glückliche Fügung“, sagt er. Denn nicht nur, dass er so noch mehr Unterschriften sammeln konnte. Die Zeichnung von Susanne Köhler ziert jetzt auch den Titel der Petition. „Ich finde es toll, wenn ich unterstützen kann“, sagt sie

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