Frankfurts grüne Seite: Zu lang, zu dünn, zu anfällig

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Nur wer den Kopf in den Nacken legt, der kann bei den Bäumen im Wäldchen bis zu deren Spitze blicken. Dünne, lang unt dementsprechend anfällig bei Wind sind sie. © Dietermann
Nur wer den Kopf in den Nacken legt, der kann bei den Bäumen im Wäldchen bis zu deren Spitze blicken. Dünne, lang unt dementsprechend anfällig bei Wind sind sie. © Dietermann

Wäldchen östlich der Anne-Frank-Siedlung soll stabile Grünanlage werden

Wer ins Innere des Wäldchens östlich der Anne-Frank-Siedlung möchte, der darf nicht zimperlich sein. Hüfthohe Brombeerhecken müssen zur Seite geschoben, kleine Äste platt getreten werden, um in dessen Mitte zu gelangen. Dementsprechend wenige trauen sich. Was auch gut so ist, wie Franck Wargnier, Baumkontrolleur beim Grünflächenamt, bei einem Rundgang erklärt. In seinem jetzigen Zustand, sagt er, würde eine Nutzung durch den Menschen dem Wäldchen nur schaden. Deshalb, erklärt er der kleinen Gruppe, werde man auf dem 2,6 Hektar großen Areal in den kommenden Jahren eine „stabile Grünanlage mit Baumbestand so naturnah wie möglich“ schaffen.

Äcker werden bebaut

Es ist die „Bürgerinitiative Grünflächenerhalt im Geeren“, die Wargnier und Holger Alt, Bezirksleiter Nord beim Grünflächenamt, durch das Wäldchen führen. Also die Menschen, die sich seit einigen Jahren dafür einsetzen, dass die grüne Oase erhalten bleibt, wenn die benachbarten Äcker in sechs oder sieben Jahren bebaut werden. „Das Wäldchen muss bleiben“, sagt BI-Sprecherin Gisela Becker.

Das werde es auch, betont Holger Alt. Obwohl am Rand eine Schule samt Kindergarten geplant sei. Dementsprechend müsse man jetzt aktiv werden, damit das Wäldchen bestehen und von den alten sowie neuen Bewohnern als Grünanlage genutzt werden kann. „Das ist ein Spagat, den wir schaffen müssen“, sagt Alt. Dem es übrigens zu verdanken ist, dass es das Wäldchen überhaupt noch gibt. Als er vor 20 Jahren seine Stelle beim Grünflächenamt antrat, erzählt er, war das heutige wilde Wäldchen, noch eine Wiese. Die er eigentlich mähen lassen sollte. „Doch es fehlte Geld, also blieb ich stur und ließ die Wiese stehen“, sagt er. Und wachsen. Weiden, Pappeln und Birken stehen nun dort, hoch, dünn und mit schmalen Kronen. Nur wer den Kopf in den Nacken legt, kann auch wirklich bis ganz nach oben blicken.

Genau das, so Alt, sei auch das Problem. Denn der sogenannte H(öhe)-D(urchmesser)-Wert, der Indikator für die Standfestigkeit eines Baumes, ist dementsprechend schlecht. Die Dichte des Stammes im Vergleich zur Baumgröße zu dünn. Hinzu kommt der recht enge Bewuchs, es kommt zu Verschattungen, große Kronen können die Bäume nicht ausbilden. „Im Vorgriff auf das Wohngebiet müssen wir hier viele Fällungen machen. Wir müssen den Bäumen die Möglichkeit geben, sich auch in die Breite zu entwickeln“, sagt Franck Wargnier.

Brombeerhecke wird entfernt

Passieren soll dies in zwei Etappen. Zunächst sollen die Zukunftsbäume, die sich bereits angesiedelt haben, gefördert werden. Dazu müssen die Bäume, die ihnen das Licht nehmen, fallen. In rund zwei Jahren werde man die Brombeerhecke, die das Wäldchen umgibt und wie eine natürlich Barriere wirkt, entfernen. „Noch ist sie sinnvoll, weil das Wäldchen nicht zertrampelt werden soll“, sagt Wargnier. Ersetzt werden soll sie durch Hochstämme, rund zwei Meter hohe Bäume, bei denen die Krone bereits ausgebildet ist. Ahorn, vielleicht auch Buchen, so Wargnier. Definitiv keine Linden oder Eichen.

Seit mehreren Wochen nun ist der Baumkontrolleur schon im Wäldchen unterwegs, erhaltenswerte Bäume wurden mit entsprechenden Hülsen am dünnen Stämmchen markiert, der Bestand erfasst. Viele Windwürfe sowie kaputte und trockene Bäume habe er entdeckt, die zeitnah entfernt werden. „Wir arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie“, betont er. Linden, Nuss-, Kirschbäume sowie vier verschiedene Ahorne habe man neben Weiden, Pappeln und Birken im Wäldchen erfasst. Eulen und Vögel in Höhlenbäumen, die Gisela Becker dort vermutete, hingegen nicht. Dafür erklärt ihr Holger Alt, seien die Bäume schlichtweg nicht alt genug.

Für 2500 Menschen, die einmal in das Neubaugebiet östlich der Anne-Frank-Siedlung ziehen sollen, sei das Wäldchen eigentlich zu klein. Genau deshalb wolle man es eben so vorbereiten, dass es irgendwann sich selbst überlassen werden könne und der Mensch möglichst wenig eingreifen müsse. Ein Plan, der letztlich auch die Bürgeriniative überzeugte. Was Wargnier und Alt auch vom Ortsbeirat 9 (/Dornbusch, Eschersheim Ginnheim) hoffen, der im Frühjahr durch das Wäldchen geführt werden soll.

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