Corona in Frankfurt: Nicht nur um die Wirte bleibt es einsam

Quelle: Frankfurter Neue Presse vom 24.03.2021. Von Mark-Joachim Obert

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"Wenn es so weitergeht, müssen einige von uns noch die Löffel abgeben", sagt Thomas Metzmacher, der Wirt des Ebbelweilokals "Zum Lahmen Esel". Unter dem Motto "Löffel abgeben" steht auch eine Kampagne, die die Interessengemeinschaft Gastronomie Frankfurt plant. © Sauda

Die neuen Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern treffen die Gastronomen in Frankfurt hart: Leidtragende klagen über schmerzhafte Widersprüche der Politik.

Mit gemischten Gefühlen haben Frankfurts Hoteliers und Gastwirte die Entscheidung der Bund-Länder-Konferenz aufgenommen, an Ostern in den kompletten Lockdown gehen zu müssen. Mittlerweile mache sich unter den Betroffenen eine seltsame Stimmung breit, sagt auch Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus + Congress Gesellschaft. Noch am Montag habe er mit Hotelbetreibern konferiert und dabei festgestellt: „Es gibt eigentlich gar keine Stimmung mehr.“

Seit Monaten fehle eine Perspektive, auf einen Vier-Stufen-Plan des Deutschen Tourismus-Verbandes, in dem klare Inzidenzstufen und entsprechende Hygienekonzepte in ein aus Sicht des Verbandes vertretbares Verhältnis gesetzt worden seien, sei die Politik gar nicht eingegangen. Dass in den Corona-Beschlüssen aus der Nacht auf Dienstag die Hotels nun gar nicht weiter erwähnt würden, sei für die Branche mehr als enttäuschend.

Gastronomen in Frankfurt zu Corona-Beschlüssen: „Ostern war unser Licht am Ende des Tunnels“

Martina Döpfner vom Hotel Maingau am Mainufer beschreibt die gemischte Gefühlslage so: „In mir bekriegen sich die Privatperson und die Hotel-Chefin.“ Einerseits hat sie wegen der möglichen Gefahren durch die britische Mutante Verständnis für den harten Kurs, andererseits hoffte sie sehr aufs Oster-Geschäft. „Jetzt fehlt auch diese Perspektive“, sagt sie. Zumal Häuser wie ihres zwischen Sommer und dem zweiten Lockdown im November durchaus bewiesen hätten, dass mit ausgefeilten Hygienekonzepten das Ansteckungsrisiko gering gehalten werden könne. Das Geschäft sei gut gelaufen, der September „sensationell“. 35 bis 40 der 73 Zimmer seien durchgehend belegt gewesen. Und keiner ihrer vielen Gäste habe später eine Infektion gemeldet, sagt Döpfner.

Ihr Hotel am Main, direkt gelegen an der Radtouristikstrecke von Fulda ins Rheingau, hat sich auf Radtouristen eingestellt, eigens eine Waschmaschine und einen Trockner angeschafft. Einige Anfragen habe es bereits gegeben. „Das war unser Licht am Ende des Tunnels“, sagt Döpfner. „Jetzt aber verliere ich langsam die Geduld, was ich von mir sonst gar nicht kenne.“ Die Geduld mit der Politik vor allem: Sie gönne ihren Kollegen auf Mallorca die Reisenden aus Deutschland, „aber ich verstehe einfach nicht, dass Mallorca-Urlaube gestattet sind“. Mehr Transparenz, mehr Kreativität wünschte sie sich von der Politik – und steht mit dieser Meinung, wenig überraschend, nicht allein da.

Corona-Beschlüsse verlängern für Gastronomen in Frankfurt „Schrecken ohne Ende“

Thomas Metzmacher, Wirt des Niederurseler Ebbelweilokals „Zum Lahmen Esel“, ist wiederum froh, dass er nicht in der Rolle ist, politisch entscheiden zu müssen. „Ich nehme die Regelungen so hin, wie sie sind“, sagt er. Andererseits befürchte er schon, dass die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten den Schrecken ohne Ende nur weiter in die Länge zögen. „Ein Meter Abstand an den Schaltern im Flughafen, kaum Abstand und Hygienemaßnahmen in den Supermärkten: Das ist total widersprüchlich“, sagt Metzmacher, zumal auf Mallorca die brasilianische Mutante festgestellt worden sein soll (was Mallorca gestern offiziell bestritt). „Wer muss da jetzt hin?“, fragt sich Metzmacher, „alles viel zu gefährlich.“

Im Garten seines Traditionslokals hat er ohnehin nicht mit dem Oster-Geschäft gerechnet. Zumal er ein Problem sieht: „Wenn wir zwischen 17 und 20 Uhr den Garten mit Gästen besetzt haben und es ein ständiges Kommen und Gehen gibt, wie sollen wir all die Leute testen?“ Frühestens im Mai, glaubt Metzmacher, werde er draußen Gäste bewirten können.

Corona-Beschlüsse: Gastronomen in Frankfurt haben Optimismus eingebüßt

In Not gerät er nicht, für die vergangenen Monate hat er das Geld für die Betriebskosten erhalten, für sich hat er vor der Pandemie genügend zur Seite gelegt. Die Not seiner 22 Mitarbeiter aber wächst, im März kam noch kein Kurzarbeitergeld. Seine Mail an die Arbeitsagentur blieb unbeantwortet. „Und das, wo die Leute auch mit Kurzarbeitergeld 50 Prozent weniger verdienen, weil auch das Trinkgeld wegfällt.“

Tourismus-Chef Feda, der gestern noch nicht sagen konnte, ob und wie der Zoo und der Palmengarten vom harten Lockdown betroffen sein werden, räumte ein, gegenwärtig seinen Optimismus eingebüßt zu haben. Für ihn zählt die Zukunft. Er hoffe auf Juni, spätestens Juli.

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