„Was kommt, ist kein Ersatz zum gesperrten Lachweg“

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Der Bahnübergang im Lachweg ist gesperrt. Das sorgt laut Friedrich Hesse für Frust. © Rolf Oeser
Der Bahnübergang im Lachweg ist gesperrt. Das sorgt laut Friedrich Hesse für Frust. © Rolf Oeser

Ortsvorsteher Friedrich Hesse spricht über gesperrte Bahnübergänge, neue Radwege und die immer noch existierende Raumnot an Schulen.

In einer Serie blicken wir zurück auf das Jahr in den 16 Ortsbeiräten. Was waren die wichtigsten Themen, die den Ortsbezirk in den vergangenen zwölf Monaten bewegt und beschäftigt haben? Welche Erfolge oder Niederlagen gab es für das Stadtteilparlament? Wie geht es im kommenden Jahr weiter?

Herr Hesse, zum Ende des Jahres gibt es einen kleinen Lichtblick: Nach jahrelangen Forderungen des Ortsbeirats 9 sind nun endlich am Dornbusch die beiden ebenerdigen Fuß- beziehungsweise Fuß-Rad-Überwege am Marbachweg und in Höhe Sinai-Park freigegeben worden. Warum war Ihnen das so wichtig?

Die Stadtbahn trennt einfach die Stadtteile. Durch den Umbau der Haltestellen hatte sich das zwar ein wenig gebessert, aber man kommt einfach nicht überall auf die andere Straßenseite. Unser Anliegen war es, die Trennwirkung weiter aufzuheben. Am Dornbusch ging es zudem um die Barrierefreiheit. Für weniger mobile Menschen ist die Unterführung mit ihren Treppen nicht zumutbar. Daher macht der Fußüberweg an der Stelle Sinn. Sobald die Ringstraßenbahn Realität wird, ist ein weiterer Überweg nördlich der Kreuzung Marbachweg/Eschersheimer Landstraße geplant. Der Überweg am Sinai-Park war mehrheitlich auch gewünscht. Es gab aber Kritik wegen wegfallender Parkplätze an der Apotheke. Dieser Überweg ist Bestandteil des stadtteilverbindenden Grünzugs „Grünen Y“ und teilweise vom Land finanziert.

In Eschersheim ist der Bahnübergang Lachweg wegen des Gleisausbaus gesperrt. Menschen mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Fahrrad müssen nun weite Umwege in Kauf nehmen. Wie reagiert der Ortsbeirat darauf?

Wir als Ortsbeirat fordern, dass die Vertreter zu uns in die Sitzung kommen und erläutern, was sie planen und wie der Sachstand ist. Es muss eine Alternative zum gestrichenen Lachweg geben, und wenn es eine Fuß- und Radweg-Unterführung ist. Ansonsten steigen Frust und Wut bei den Betroffenen und bei uns im Ortsbeirat nur ins Unermessliche.

Wie stellt sich die aktuelle Situation denn konkret dar?

Im Augenblick müssen die Menschen bis vor zum Weißen Stein. Zum Glück kommt die Unterführung am Friedhof Eschersheim und wird wie von uns gefordert breiter. Doch mit der Öffnung dieser ist nicht vor Ende 2023 zu rechnen. An der Niedwiesenstraße sind beide Öffnungen ebenso noch gesperrt, entgegen der Zusage. Offenbar tauchen immer wieder Probleme auf.

Wie lange gelten die Einschränkungen noch?

Ich denke, wir müssen mit dieser Situation noch ein Jahr leben. Was dann kommt, ist kein Ersatz zum gesperrten Lachweg. Für diesen ist die Stadt Frankfurt und nicht die Bahn zuständig. Seit Jahrzehnten hat die Stadt das Thema Unterführung Lachweg auf dem Schirm. Sie wusste, dass anliegende Häuser dann abgeschnitten und nicht erreichbar sind. Es werden immer wieder alternative Vorschläge angekündigt, aber es gibt nichts Konkretes.

Wo sehen Sie weiteren Handlungsbedarf im Zusammenhang mit den Ausbauarbeiten, um Anwohnende vor allem in Eschersheim und Ginnheim zu schützen?

Hier steht das nächste Aufregerthema an, nämlich die Zufahrt zur Baustelle in Ginnheim, für die die Stadt zuständig ist und die an der Diesterwegschule vorbeiführen würde – mit dem ganzen Lastwagenverkehr. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie ein Plan so erstellt werden kann. Ich frage mich, ob hier ämterübergreifend gearbeitet wird. Wir brauchen mehr Klarheit, Information und Transparenz in diesem ganzen Prozess.

Im Frühjahr waren die Verbreiterung des Radwegs und der damit verbundene Wegfall von Stellplätzen in einem Teilstück des Marbachwegs ein Aufreger. Vor allem gab es Kritik an der Kommunikation. Was erwarten Sie hier künftig?

Das war eine Nacht- und Nebelaktion, die den Ortsbeirat sehr erbost hat. Die Stadt hat ihr Vorhaben durchgezogen. Dabei wurde so schnell gebaut wie sonst nie, und es wurden Fakten geschaffen. Das Ganze wurde im Nachhinein formaljuristisch begründet. Aber die Stadt hätte das im Vorfeld vorstellen und erläutern müssen. Der Ortstermin war dann nur noch reine Makulatur. Wir hoffen aber künftig auf eine bessere Kommunikation.

Auch die Eschersheimer Landstraße soll fahrradfreundlicher werden und nördlich der Humserstraße einen Radweg erhalten. Sie setzen sich dafür ein, dass die Kurzzeitparkplätze nicht wegfallen, damit der Einzelhandel nicht leidet. Sitzt der Ortsbeirat da nicht zwischen den Stühlen?

Wir versuchen hier als Ortsbeirat an einem Strang zu ziehen und sind uns einig, alle Parkplätze nördlich der Spenerstraße zu erhalten. Wir hoffen, dass die Stadt durch den Eklat mit dem Radweg und den weggefallenen Parkplätzen im Marbachweg etwas gelernt hat und die Kommunikation verbessert, indem sie Vorhaben frühzeitig erläutert und mit den Beteiligten versucht, einen konstruktiven Kompromiss zu finden. Es ist wichtig, auskömmliche Lösungen für alle Verkehrsteilnehmer zu finden: Egal ob man mit dem Auto, dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist.

Massive Elternproteste gab es an der Ginnheimer Diesterwegschule, da es wegen der Bauarbeiten keinen Schulhof für die Kinder gab. Was konnten Sie erreichen und wie geht es weiter?

Wir stehen als Ortsbeirat mit den Eltern im Austausch und in Kommunikation mit dem Bildungsdezernat, bei dem jetzt der Ball liegt. Das reagiert leider nicht schnell genug und hat meistens immer nur einen Plan A. Das haben wir so bei der Eschersheimer Fried-Lübbecke-Schule erlebt, als wir einen Deal mit den Bäder-Betrieben einfädeln konnten, damit während der Bauarbeiten auf dem Freibadgelände Container aufgestellt werden konnten. Die Stadt war nicht auf die Idee gekommen. In Sachen Diesterwegschule können wir im Moment nur Druck aufbauen.

Ein Dauerbrenner ist auch die Raumnot an der Ziehenschule in Eschersheim. Wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf?

Ich war ja selbst dort Schüler und später als Lehrer Mitglied im Bauausschuss. Wir waren schon fast soweit und hatten die Idee eines Neubaus in der Josephskirchstraße. Daher bin ich nicht optimistisch, ob der Plan eines riesigen großen Neubaus mit unterirdischer Turnhalle aufgeht. Dann müsste die gesamte Schule mit rund 1400 Schülern während der Bauphase ausgelagert werde. Wo sollen die hin? Das frage ich mich und sehe dafür sehr schwarz.

Ein Blick ins neue Jahr: Was steht bei Ihnen ganz oben auf der Prioritätenliste?

Die Ringstraßenbahn wird sicherlich ein Thema. Die Trasse führt in unserem Ortsbezirk vom Markus-Krankenhaus aus über die Wilhelm-Epstein-Straße, Am Dornbusch und den Marbachweg bis zur Friedberger Warte. Das Projekt wird sicherlich nicht harmonisch bei uns verlaufen. So sollen Parkplätze in dreistelliger Höhe wegfallen. Für mich steht der Nutzeffekt noch in den Sternen. Wichtiger wäre es, die Umlaufgeschwindigkeit des heute dort fahrenden 34er-Busses in den Griff zu bekommen, der ständig zu spät ist. Ein weiteres Thema wird die U4-Verlängerung. Hier wird die Stadtverordnetenversammlung über die Variante entscheiden. Der Ortsbeirat 2 wird davon viel stärker betroffen sein. Bei uns geht es um die Frage: links oder rechts von der Rosa-Luxemburg-Straße? Vor allem der Sportverein Makkabi scharrt mit den Hufen, da er auf seinem Gelände an der Wilhelm-Epstein-Straße endlich Sporthalle, Plätze und ein Gebäude bauen möchte. Weitere Themen sind sicherlich die benötigte weitere Grundschule in der Platensiedlung, die Umgestaltung des Platzes vorm Haus Dornbusch, der nach dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki benannt werden soll, und des Bereiches vor der Dornbuschkirche und der Wöhlerschule.

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